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Moderne Schulkommunikation und Elternarbeit: Wie Digitalisierung helfen kann

Noch immer erfolgt  ein Großteil der Kommunikation zwischen Schule und Eltern über sogenannte analoge Mitteilungshefte sowie kopierte und eingeklebte Zettel. Um Eltern mehr in den Informationsfluss integrieren zu können liefert das Instrument der Digitalisierung inzwischen bereits einige Lösungen, wie dieser Prozess einfacher und effizienter gestaltet werden kann. Ein Beispiel dafür, dass hier vorgestellt werden soll, ist SchoolFox.

Stefan Siegl

SchoolFox ist 2016 mit dem Ziel gestartet, die Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen und Eltern zu verbessern. Es wurde eine App und Webapp entwickelt, die einerseits papierbasierte Kommunikationsmittel, wie das Mitteilungsheft, ersetzt und andererseits auch eine echte WhatsApp-Alternative für den Schulbereich darstellt. Anders als die Messenger aus dem Privatbereich schützt es die Privatsphäre seiner User und bringt Ordnung in das Nachrichten-Chaos, das bei Großgruppen unweigerlich entsteht. Die vereinfachte Kommunikation führt auch zu einer enormen Arbeitserleichterung: LehrerInnen sparen im Schnitt 3 Stunden Organisationsaufwand pro Woche.

Mittlerweile wird SchoolFox an über 1.500 Schulen verwendet und gewinnt auch immer mehr User über die Grenzen von Österreich hinaus. Doch was ist das besondere an einem solchen System, wie gestaltet sich insbesondere die Anfangsphase und was passiert in Klassen, nachdem diese auf das neue System umgestellt haben?

Einführung in die Klasse

Viele LehrerInnen setzen sich selbst das Ziel, alle Eltern in der Klasse in einem Schritt von der digitalen Lösung zu überzeugen und mit allen gleichzeitig zu starten. Dabei bringen jene LehrerInnen ihre verständliche Sorge zum Ausdruck, mit zwei parallelen Systemen (Mitteilungsheft und App) sogar Mehraufwand zu haben, wenn nicht alle Eltern einer Klasse von Anfang an „dabei“ sind. In der Praxis ist diese Sorge jedoch unbegründet.

Eine Volksschullehrerin aus Wien Simmering berichtete beispielsweise, dass in ihrer Klasse im ersten Jahr der Einführung noch für ein Kind ein Mitteilungsheft geführt werden musste. Das Kind lebt nämlich bei den Großeltern, die anfangs kein Smartphone und Internetzugang hatten. Durch den Wegfall der 20 anderen Mitteilungshefte war bereits eine so große Aufwandseinsparung erfolgt, dass sich der kleine Aufwand für das Führen und Kontrollieren eines Heftes also kein Problem darstellte.

Die Aufwandserleichterung erfolgt tatsächlich linear, Heft für Heft: Mit jedem umgestellten Elternteil entfallen die Kontrolle und das Führen eines weiteren Heftes.

Tipp: Keinen Druck auf Eltern ausüben – die Freiwilligkeit in den Vordergrund stellen – die Vorteile werden im Schulalltag so augenscheinlich, dass auch zweifelnde Eltern durch die vorgelebte Praxis der anderen Eltern in ihrer Klasse überzeugt werden können.

Verbreitung in der Schule

Das System unterstützt die Einführung auf Ebene der einzelnen Klassen durch Anbieten von Klassenlizenzen, damit LehrerInnen dann starten können, wenn sie sich bereit fühlen, und andere noch abwarten können.

Tipp: Aus Sicht der Administration bzw. Schulleitung macht es zwar Sinn, die Schulkommunikation zügig auf ein einheitliches System umzustellen. Tatsächlich ist die LehrerInnenschaft einer Schule aber heterogen in Bezug auf Ansicht und Bereitschaft zur Digitalisierung. Daher empfiehlt es sich, sich als Schule für die Umstellung mehr Zeit zu geben und die Einführung schrittweise z.B. auf zwei Schuljahre zu verteilen.

Auswirkungen auf das „Klassenklima“

Mit der Veränderung des Mediums vom Heft zur App hat sich auch der Inhalt der Kommunikation verändert. Während man beim Mitteilungsheft aufgrund der Langsamkeit des Mediums meist zwangsläufig auf logistische Themen und das Allernotwendigste beschränkt war, hat sich das Feld der Themen mit digitalen Plattformen geöffnet.

Nun ist es beispielsweise auch möglich, Updates zu den täglichen Erlebnissen in der Klasse an die Eltern zu schicken und diese damit immer am Laufenden zu halten. Dadurch kann die ganze Atmosphäre maßgeblich beeinflusst werden, was sich wiederum positiv auf das Verhältnis zwischen Eltern und LehrerInnen auswirken kann.

Tipp: Es macht auf jeden Fall Sinn, die Eltern am Beginn grundsätzlich zu informieren, mit welchen Informationen und in welchem Detailgrad diese rechnen können.

Übersetzungsfunktion fördert Integration

Ein weiterer Vorteil, den die App mit sich bringt, ist die Möglichkeit der Übersetzung von empfangenen Nachrichten in unterschiedliche Sprachen: Die Nachricht wird dabei jedoch nicht automatisch übersetzt, sondern kommt immer in der Sprache des Senders an und kann dann auf Wunsch mittels Knopfdruck in die Wunschsprache übersetzt werden. So wird das Lernen der neuen Sprache des Gastlandes unterstützt und NutzerInnen nicht mit automatischer Übersetzung bevormundet. Denn während es den Schulen gelingt, die Kinder relativ schnell zu integrieren, funktioniert das mit den Eltern langsamer. Die Erweiterung der Anzahl der Systemsprachen, also der Sprachen, in der permanente Überschriften, Hinweise und Buttons in der App angezeigt werden – von aktuell Deutsch und Englisch – auf die wichtigsten Migrationssprachen in Europa ist notwendig und wird aktuell bereits für 20 Sprachen umgesetzt.

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Stefan Siegl ist Co-Founder des Edutech-Startups SchoolFox. Er lebt und arbeitet in Wien. Ausbildung und Interesse: Entrepreneurship – insbesondere Entrepreneurship-Initiativen an Schulen; seit vielen Jahren selbständig im Bildungsbereich tätig; u.a. Betreiber des Eduhub Vienna – eines Co-working Space für Startups aus dem Bildungsbereich.

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