Kategorie: #DigitalMondayBlog

Neue digitale Lösungen für den Gebäudelebenszyklus

Trotz (oder gerade wegen?) einem seit Jahren anhaltenden Boom in der Planungs- und Baubranche und einer immer größeren Nachfrage an Wohnungs- und auch Büroraum ist die Baubranche weltweites Schlusslicht im Hinblick auf Arbeitsproduktivität, Digitalisierung und Innovation. Vor allem die schleppende Durchsetzung der Digitalisierung und die fehlenden personellen Ressourcen tragen ihren Teil zum Rückstand bei.

Helene Fink

Es stellt sich daher die Frage, wie der Bauboom in Zukunft operativ bewältigt werden kann, wenn die am Prozess Beteiligten heute schon an ihre Kapazitäts- und Leistungsgrenzen stoßen.

Wie eine Studie der Beratungsgesellschaft McKinsey von Februar 2018 zeigt, ständen dem Großteil der Immobilienunternehmen Mittel für die laufenden Kosten der Digitalisierung zur Verfügung und die Bedeutung neuer Geschäftsmodelle auf der Agenda. In der Praxis werden digitale Lösungen jedoch zu wenig eingesetzt und die Chancen, die sich aus einer stärkeren Vernetzung aller am Gebäudelebenszyklus beteiligten Bereiche ergeben, viel zu wenig genutzt.

Um das – zumindest in Österreich – zu ändern, haben wir mit dem DBS-Club eine Initiative gegründet, im Rahmen derer Großunternehmen mit Start-Ups, Technologie-Experten und weiteren Institutionen konkrete digitale Lösungen für den Gebäudelebenszyklus erarbeitet haben. Dabei wurden im Rahmen von vier Streams die Technologien IOT, IT & Platforms, Machine Learning, Smart Data, Blockchain, 3D Scans und AR/VR miteinander verknüpft.

Die Grundlagen dafür hat die IG Lebenszyklus Bau in den vergangenen Jahren geschaffen: die Anwendung digitaler Lösungen allein ist nämlich zu wenig, um die in ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Hinsicht vorhandenen Verschwendungspotenziale zu erkennen und zu eliminieren.

Der von der IG Lebenszyklus Bau in den Jahren 2012 bis 2018 gesteuerte Austausch zwischen den am Gebäudelebenszyklus beteiligten Bereichen Planung, Errichtung, Betrieb und Finanzierung hat Früchte getragen: Mit dem Ziel einer lebenszyklusorientierten Gesamtoptimierung von Gebäuden haben die zuvor zerklüfteten – von Einzelinteressen geprägten – Bereiche Planung, Errichtung, Bewirtschaftung und Finanzierung gewerks- und phasenübergreifend Modelle und Standards für transparente, lebenszyklusorientierte Prozesse, eine partnerschaftliche Kultur und eine ergebnisorientierte Organisation erarbeitet. Damit wurden die Grundlagen für das ergebnisorientierte, lebenszyklusoptimierte Vorgehen bei Bauwerken vor dem Hintergrund einer digitalen Wirtschaft geschaffen.

Beim DBS-Club wurde nun zum ersten Mal branchenübergreifend an konkreten Lösungen gearbeitet. Im Rahmen des DBS Future Demo Days wurden die so erarbeiteten Prototypen in Europas größtem Stadtentwicklungsgebiet, der Seestadt Aspern in Wien, einem Testing unter weiteren 100 Branchenteilnehmern unterzogen.

Ab 2019 soll der DBS-Club 2019 nun in aspern Die Seestadt Wiens als permanentes Innovationszentrum für die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft weitergeführt werden.

Überblick zu den Ergebnissen des DBS-Clubs 2018

In Stream I wurde mit GREAT (Global Real Estate Assistance Tool) die Basis für ein individualisierbares, modulares Berichts-, Analyse- und Entscheidungsfindungstool für die globale Immobilienverwaltung geschaffen. Während GREAT die Eigentümer-Sicht vertritt, wird mit dem ebenfalls in diesem Stream erarbeiteten Konzept für B.E.T.T.Y (Building Efficiency Treatment on Time for You) die Perspektive des Betreibers eingenommen. Bei B.E.T.T.Y handelt es sich um eine mobile Facility-Management-Plattform zum Echtzeit-Management des MRO (Maintenance Repair Operation) von Gebäuden auf Basis des digitalen Zwilling.

Stream II stellte REKNOW vor, ein aus 300.000+ Bauprojekten lernendes System, das alle Projektbeteiligten durch situationsspezifisches Fachwissen und Hinweise auf potenzielle Fehlerquellen unterstützt – ähnlich einem Pinterest für den Bau.

In Stream III stand die digitale Erfassung von Energieanlagen im Bestand im Mittelpunkt. Mit Capture.it wurde das Konzept für eine Lösung entwickelt, welche die einfache, mobile, strukturierte Erfassung vor Ort mittels “Zeichnen”- Funktion (Visualisierung), die Erfassung statischer Anlagendaten (via Bilderkennung), eine Offlinefunktionalität, die Einbindung von Herstellerdaten, den Import dynamischer Betriebsdaten und eine flexible Assistenzfunktion gewährleistet sowie eine Kollaborationsfunktion (KollegInnen teamübergreifend und Dritte) beinhaltet.

Mit dem hohen Anspruch, kulturelle und strukturelle Grundlagen für digitale Immobilienprojekte zu entwickeln, wurde in Stream IV mit K.O.P.T – ein Modell zur ganzheitlichen Sicht auf Immobilienprojekte – eine Weiterentwicklung des 3-Säulen Modells der IG Lebenszyklus Bau Kultur, Organisation, Prozess um die Säule der Technologie erarbeitet. Ein entsprechender Leitfaden soll bis Ende 2018 herausgegeben werden.

Weitere Details zu den Streamergebnissen finden Sie hier sowie das Video der Veranstaltung hier.

Bei Interesse an einer Mitgliedschaft der IG Lebenszyklus Bau oder einem Mitwirken im DBS-Club ab 2019, stehen wir Ihnen gerne per E-Mail unter office@ig-lebenszyklus.at zur Verfügung.

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Mag. Helene Fink ist Gründerin und Geschäftsführerin der auf die innovative Bau- und Immobilienwirtschaft spezialisierten Kommunikations- und Projektagentur FINK. Fink ist zudem von Beginn an Geschäftsführerin der 2011 gegründeten IG Lebenszyklus Bau, ein Verein, der rund 70 Unternehmen aller am Bauprozess beteiligten Gewerke umschließt und die Prozessoptimierung der Planung, Errichtung, Betrieb und Finanzierung von Gebäuden zum Ziel hat. Mit dem DBS-Club (Digital Building Solutions) gründete die Unternehmerin eine Plattform, die erstmals das bereichsübergreifende Arbeiten mehrerer Branchenbeteiligter an digitalen Lösungen im Gebäudelebenszyklus ermöglicht.

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