Vermittlung von Digital Skills an den Wiener Volkshochschulen

Der technische Fortschritt sowie die sich im Zuge der Corona-Pandemie veränderten Anforderungen an Bildungsarbeit führten bei den Wiener Volkshochschulen zu einem verstärkten Einsatz der Digitalisierung. 

Für eine Bildungseinrichtung wie die Wiener Volkshochschulen spiegelte sich die Steigerung digitaler Kompetenzen und Nutzbarmachung digitaler Potentiale nicht nur im internen Management, sondern auch im Kursangebot wider: einerseits wurden binnen weniger Wochen nach dem ersten Lockdown 1.000 Kurse auf online umgestellt, wodurch die VHS Ihre Rolle als Bildungsnahversorgerin weiterhin einnehmen konnte. Gleichzeitig haben diese Erfahrungen auch das Kursangebot mitgestaltet. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Digitalisierungskurse für verschiedene Zielgruppen konzipiert: Vom Smartphone-Kurs für ältere Teilnehmer*innen bis zum 3D-Druck für Kinder. Zusätzlich konnten im Rahmen von Projekten und Öffentlichen Aufträgen innovative Angebote umgesetzt werden, die spezielle Bedarfe aufgegriffen haben. Dies führte zur Ermächtigung spezifischer Zielgruppen sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld. Dabei sehen sich die Wiener Volkshochschulen als Dienstleisterin, die innovative und bedarfsorientierte Kurse anbietet und mit kostengünstigen Angeboten allen Wiener*innen den Erwerb digitaler Skills ermöglicht.

Aufsuchende Digitalberatung im Gemeindebau

Gemeinsam mit wohnpartner wien veranstalteten die Wiener Volkshochschulen im Rahmen des Projekts Digital Village in Innenhöfen großer Gemeindebauten sogenannte „Digi-Infotage“, die vom Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien gefördert wurden. Bewohner*innen und Anrainer*innen konnten direkt im eigenen Grätzl mit Digital Experts der VHS ihre Anliegen und Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Tools besprechen. Von der Verwendung diverser Smartphone-Apps, der Erstellung sicherer Passwörter, Probleme mit dem Drucker bis hin zur Nutzung der Handysignatur, des digitalen Amtes oder auch des eAMS war fast das gesamte Spektrum der Digitalisierung vertreten. Die Digital Experts suchten gemeinsam mit den Bewohner*innen und Anrainer*innen nach Lösungen dieser kleineren digitalen Probleme im Alltag, um auf diesem Wege den Nutzen der Digitalisierung im privaten Umfeld zu veranschaulichen und somit den Zugang zur Erlernung digitaler Tools auch im Beruf zu erleichtern.

Mädchen und junge Frauen für MINT-Berufe begeistern

Im Rahmen der Workshopreihe Coding4Girls, die durch den Digitalisierungsfonds Arbeit 4.0 der AK Wien gefördert wurde, wurden Mädchen und junge Frauen möglichst früh in ihrem Bildungsweg an das Programmieren von Computeranwendungen herangeführt. Niederschwellig erreichbare „Probierräume“ ermöglichten ein geschütztes Erlernen der Basics des Codings mit der visuellen Programmiersprache „Scratch“ und weckten so das Interesse an zukünftigen Auseinandersetzungen mit IT-Themen. Besonderes Augenmerk lag hier vor allem in der Vermittlung durch weibliche Role Models, die interessierte und talentierte Mädchen motivierten, Informatik aus ihrer späteren Auswahl von Ausbildung und Beruf nicht auszuschließen und zeigten, dass Berufskarrieren in unterschiedlichen IT-Branchen längst keine reine Männersache mehr sein müssen.

Vermittlung digitaler Kompetenzen an Senior*innen

Obwohl im regulären Kursangebot auf die Bedürfnisse von Senior*innen eingegangen wird und verstärkt digitale Angebote für die Zielgruppe 60+ konzipiert wurden, wurde in Kooperation mit Ö1 für Ö1 Clubmitglieder die Modulreihe Ö1 digital erleben angeboten, die sich vor allem mit der Ö1 Webseite befasste. Die Teilnehmer*innen wurden gebeten, ihre eigenen Endgeräte mitzubringen, um die Sicherheit im Umgang auch außerhalb des Kursraumes zu gewährleisten. Hauptthemen der Module waren neben dem Verbinden mit dem lokalen WLAN und der Auswahl eines Browsers und dem Verständnis für Cookie-Richtlinien, das Navigieren auf der Webseite, das Downloaden von Dateien, das Verwalten von Podcasts und die Nutzung von Streaming-Angeboten, das Abonnieren von Newslettern und die Verwendung von Social Media. Ziel war es, anhand eines konkreten Beispiels grundlegende digitale Kompetenzen zu vermitteln, um Teilnehmer*innen den Zugang zu Digitalisierung zu erleichtern und damit die Anschlussfähigkeit zu steigern.

Kurzformatige Weiterbildung für VHS-Mitarbeiter*innen

Während der Corona-Pandemie musste die interne Weiterbildung rasch agieren und Weiterbildungsformate entwickeln, die Mitarbeiter*innen auch vom Homeoffice aus die Teilnahme an Bildungsveranstaltungen ermöglichte. Rasch kristallisierte sich heraus, dass kurze Formate – die sogenannten Digi Häppchen –, die unterschiedlichen Themen für den beruflichen, aber auch privaten Gebrauch, rein online abwickelten, sich für Mitarbeiter*innen besonders geeignet waren. Vom Filmen und Schneiden von Videos auf dem Smartphone, Pivot-Tabellen in Microsoft Excel, Umgang mit Privatsphäreneinstellungen in Social Media bis hin zu Cyber Security war für jeden Geschmack und Bedarf etwas dabei. Die große Beliebtheit dieser Kursformate führte auch dazu, dass dieses Format – wenn auch in reduzierter Form – in Zukunft weiterhin angeboten werden wird.

Niederschwellige Wissenschaftsvermittlung als Erfolgskonzept

Ebenfalls aus der Notwendigkeit der Corona-Pandemie entwickelten DIE UMWELTBERATUNG und das Planetarium Webinarreihen für die Wiener Volkshochschulen. DIE UMWELTBERATUNG konnte Termine, die noch in Präsenz geplant waren, ohne Terminverschiebungen als Webinare durchführen und erreichte mit diesen mehr Teilnehmer*innen als zuvor. Dieser Erfolg führte dazu, dass einige Workshops und Seminare weiterhin als Webinare angeboten werden und damit eine erweiterte Zielgruppe erreicht werden kann. Beispiele sind Workshops zur gesunden, ökologischen Ernährung, die DIE UMWELTBERATUNG im Rahmen des Wiener Schulfruchtprogramms anbietet und energie-führerschein-Seminare, die für Unternehmen bei Bedarf jetzt auf Wunsch online abgehalten werden. Auch das Planetarium Wien konnte vor allem die Vorträge des VHS Science-Programms nahtlos als Webinare anbieten und steigerte ebenfalls ihre Teilnahmeanzahl. Für das VHS Science Programm wurde daher beschlossen, Veranstaltungen weiterhin hybrid abzuhalten – sowohl in Präsenz als auch als Webinar –, was sowohl bei Vortragenden als auch bei Teilnehmenden großen Zuspruch bekommt.

Der Einsatz von Digitalisierung hat sich auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Angeboten bewährt. Daher wird im Kursangebot weiterhin zielgruppenorientiert auf den kontinuierlichen Ausbau Wert gelegt und im Sinne des Bildungsauftrages die Bedarfe der Wiener*innen aufgegriffen und „Bildung für alle“ auch im digitalen Bereich umgesetzt.

Blogreihe „Digitale Kompetenzen – Wiener Best Practices“

Die Volkshochschulen Wien sind Teil der DigitalCity.Wien-Blogreihe „Digitale Kompetenzen – Wiener Best Practices“. Die Best Practices zeigen, welche Maßnahmen Wiener Organisationen und Institutionen schon heute ergreifen, um unterschiedlichen Zielgruppen einen einfachen Zugang und Erwerb von digitalem Wissen zu ermöglichen.

Zur DigitalCity.Wien-Blogreihe “Digitale Kompetenzen – Wiener Best Practices” » 


Vickers C Nadja Pospisil VHS

Doris Vickers © Nadja Pospisil/VHS

Doris Vickers arbeitet als Stabsstelle Digitalisierung bei den Wiener Volkshochschulen. Sie ist für die Umsetzung und Koordination von Aktivitäten im Rahmen der Digitalisierungsstrategie zuständig. Besonders wichtig sind ihr der zielgruppengerechte Einsatz von digitalen Medien und Tools, die Förderung von digitaler Teilhabe sowie der kritisch-reflexive Umgang mit Digitalisierung.

 

 

 

 

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