Kategorie: #DigitalMondayBlog

Zukunft.Menschen. Rechte – Menschenrechte in der Digitalisierung

Die Digitalisierung ist in aller Munde. Von den einen wird sie als neues Heilmittel für die Probleme der Menschheit gesehen, andere prophezeien den Anfang vom Ende der Menschheit, wie wir sie kennen. Kurz: Wir befinden uns derzeit in einer sehr spannenden Phase der großen Umwälzungen.

Susanne Bisko © Privat

Tatsächlich können die heutigen politischen, wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen sowohl Risiken als auch Chancen für die Menschheit mit sich bringen. Technologie kann eine einflussreiche und positive Rolle bei der Bewältigung der Probleme der Menschheit, einschließlich der Menschenrechtsprobleme, spielen.

Digitale Hilfsmittel haben schon lange Einzug in unseren Alltag gehalten. Wir verwenden unser Smartphone, befragen das Navi nach dem schnellsten Weg zur nächsten Tankstelle, lassen uns bei Einkäufen die neuesten Artikel vorschlagen und manch einer ruft auch nach „Alexa“, wenn er das Licht im Wohnzimmer abdrehen will.

Ein Blick nach China konfrontiert uns jedoch sehr schnell und umfassend mit den Risiken der Digitalisierung:  Dort ist der Einsatz von Gesichtserkennungssoftware, sowie von „Datenbrillen“, die sekundenschnell einen Abgleich mit einer Datenbank ausführen können und so PolizeibeamtInnen ermöglichen, gesuchte Personen auch in Menschenmassen ganz schnell zu erkennen, bereits im Alltag angekommen. Auch das sogenannte Social Scoring System, ein Punktesystem, das, gekoppelt mit weitreichender Überwachung gewünschtes Verhalten belohnt, während ungewünschtes Verhalten mit Punkteabzug geahndet wird, löst bei vielen massives Unbehagen aus.

Man muss jedoch gar nicht so weit in die Ferne schweifen – Der Bericht „Surveillance Giant“, der von Amnesty International am 21.11.2019 veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass das Geschäftsmodell von Facebook und Google auf Überwachung basiert, die die Privatsphäre, Meinungsfreiheit und andere Menschenrechte beeinträchtigt. Google und Facebook kontrollierten die wichtigsten Kanäle, über die Milliarden Menschen das Internet nutzten. Sie kontrollieren zahlreiche Plattformen wie Facebook, Instagram, Google-Suche, YouTube und WhatsApp. Uns bleibt nur die Wahl, entweder auf die Annehmlichkeiten und Teilhabe in der digitalen Welt zu verzichten, oder hinzunehmen, dass wir überwacht werden und unsere Daten für Manipulation oder Beeinflussung genutzt werden.

Auf der anderen Seite, gibt es auch zahlreiche positive Entwicklungen und Chancen: Schon heute wird künstliche Intelligenz zur automatischen Erkennung von Krebszellen und genetischen Mutationen eingesetzt und unterstützt so die behandelnden ÄrztInnen. Die Forschung arbeitet an Assistenzrobotern, die uns im Alltag, bei gefährlichen Arbeiten oder im Alter unterstützen sollen.  Amnesty International verwendet Technologien, wie Satellitenbilder zur Überwachung von Menschenrechtsverletzungen und –prävention und kann so Menschenrechtsverletzungen in Gebieten aufdecken, in denen sonst kein Zugang besteht oder der Zugang zu gefährlich ist, wie z. B. in Nordkorea.

Es stellt sich die Frage, wie wir mehr von diesen Chancen nützen können. Was braucht es, damit wir alle in der Zukunft von den Vorteilen der neuen Technologien profitieren können, wie sie zu unser aller Wohl eingesetzt werden können. Wie die Spielregeln in dieser neuen digitalisierten Welt aussehen sollen.

Hier kommen die Menschenrechte ins Spiel, immer noch aktuell, immer noch einer der besten Lösungsansätze, die uns zur Verfügung stehen. Ihre Prinzipien bieten bei den anstehenden Fragen einen klaren Rahmen. Damit wir auch in der digitalen Zukunft ein Leben in Würde, Freiheit, Gleichheit und voll von Chancen leben können.

2018 hat Amnesty International die „Toronto Declaration“ veröffentlicht, eine wegweisende Erklärung zum Schutz der Rechte auf Gleichstellung und Nichtdiskriminierung in maschinellen Lernsystemen. Die Erklärung wurde in Zusammenarbeit von über 30 ExpertInnen aus Menschenrechts- und Bürgerrechtsgruppen, WissenschafterInnen, JuristInnen und EntscheidungsträgerInnen aus der Technologiepolitik geschaffen. Sie ist ein Leitdokument in Bezug auf den Umgang mit Algorithmen, künstlicher Intelligenz und Maschinenlernsystemen.  Sie determiniert die Anwendung der Menschenrechte als Grundprinzip, um der in Bezug auf die durch Algorithmen potentielle bestehende Gefahr im Hinblick auf Ungleichheit und Verstößen gegen die Privatsphäre Einhalt gebieten zu können.


Mag.a Susanne Bisko ist Juristin und Menschenrechtsexpertin sowie Datenschutzbeauftragte. Sie hat an der Universität Wien und Universität Utrecht (Niederlande) studiert und arbeitet seit über 10 Jahren bei Amnesty International. Seit etwas über zwei Jahren liegt ihr Fokus auf Digitalisierung und Menschenrechte.

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